Seit zwei Jahrzehnten ist das Café Regenbogen in Nürtingen mehr als nur ein Café: Es ist ein lebendiger Ort der Begegnung, an dem Inklusion und Vielfalt tagtäglich gelebt werden. Das wurde mit zahlreichen Gästen gefeiert.
Hannes Wezel, einer der Gründer des vom Verein Leben inklusiv (ehemals Behindertenförderung Linsenhofen) betriebenen Cafés Regenbogen und ehemaliger Leiter des Bürgertreffs Nürtingen, erinnert sich an die Anfänge des Projekts. Im Rahmen der Nürtinger Sozialkonferenz entstand 2004 die Idee, einen inklusiven Ort zu schaffen, wo Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten können. Besonders hebt Wezel hervor, dass das Café Regenbogen aus einer Bürgerbeteiligung heraus entstanden ist und durch die Unterstützung der Stadt Nürtingen, die die Räumlichkeiten im Rathaus-Anbau mietfrei zur Verfügung stellt, bis heute Bestand hat.
„Das schönste Kompliment, das wir bekommen haben, war: Wir gehören zum Stadtbild. Das zeigt, dass wir etwas richtig gemacht haben“, erzählt Christian Brauße, der seit der Eröffnung die Leitung des Cafés innehat. Das Café Regenbogen ist aus einem kleinen Projekt zu einer festen Institution gewachsen, die sowohl für die Gäste als auch für die Mitarbeitenden einen Ort der Geborgenheit und Gemeinschaft bietet.
„Wohlfühlort mitten in der Stadt“
20 Jahre Café Regenbogen wurden dann kürzlich gebührend gefeiert. Nach einem Sektempfang folgten mehrere Reden und Danksagungen. Oberbürgermeister Johannes Fridrich lobte die „freundlichen Mitarbeitenden“. Man fühle sich im Café wie zu Hause und der Kuchen sei ein „Exportschlager“, der auch in anderen Cafés in Nürtingen serviert werde. Bürgermeisterin Annette Bürkner bezeichnete das Café Regenbogen, in dem seit 2004 mit „viel Energie, Willen und Begeisterung“ gearbeitet werde, als „Wohlfühlort mitten in der Stadt“.
Tobias Reiser, Teamleiter der Werkstatt Oberboihingen von Leben inklusiv und seit 2014 Vorgesetzter des Café-Teams, lobte dessen Leiter Christian Brauße: „Er ist noch nie mit einem Problem zu mir gekommen ohne Lösungsvorschlag.“ Er fragte: „Wie viele Cafés gibt es, die 20 Jahre bestehen? Viele machen auf und einige Zeit später wieder zu.“ Simone Fischer, die Behindertenbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, war durch einen Termin in Berlin verhindert, lobte aber per Videobotschaft, wie in Nürtingen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. „Das Café Regenbogen ist ein Ort des Wohlfühlens und aus Nürtingen nicht mehr wegzudenken“, so Simone Fischer. Inklusion sei „in diesen Zeiten wichtiger denn je“.
Geschenke für fünf langjährige Mitarbeitende
Anschließend wurden den fünf Mitarbeitenden Angie, Martin (seit 16 Jahren im Café tätig), Isabelle (von Beginn an dabei), Michael und Mario (seit 20 Jahren für das Café im Einsatz) besondere Geschenke überreicht, darunter Schürzen mit einem Kunstwerk der Künstlerin Sigrid Artmann, das eigens für das Jubiläum entstanden ist. Musikalische Beiträge, leckere Häppchen und Gespräche rundeten die Feierlichkeiten ab. Auch auf schwierige Zeiten blickt Leiter Christian Brauße zurück. Eine große Herausforderung sei die Corona-Pandemie gewesen. Aber auch diese habe das Team zusammengeschweißt. „Wir lassen uns nicht kleinkriegen“, sagt Brauße optimistisch. Mit neuen Ideen und Projekten, wie der Belieferung anderer Cafés mit selbst gebackenen Kuchen, blickt das Café Regenbogen zuversichtlich in die Zukunft.
Für Brauße ist klar: „Wir sind kein Projekt mehr – nach 20 Jahren sind wir darüber hinausgewachsen.“ Das Café Regenbogen bleibt ein Ort, der Menschen verbindet und zeigt, dass Inklusion kein Konzept, sondern gelebte Realität ist. In den vergangenen 20 Jahren war das Café Regenbogen nicht nur Begegnungsstätte für Kaffee- und Kuchenliebhaber, sondern hat sich auch als Treiber sozialer Integration und Gemeinschaft etabliert.
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